Ach ja, das gute alte Fisheye! Diese Objektivart ist fast nirgends so beliebt wie in der Skateboardfotografie und lange Jahre wurde sogar selten etwas anderes vor die Kamera geschraubt. Doch irgendwann kam nicht nur szenenfremde Kritik auf: "Immer das gleiche: Immer Fisheye und immer von unten!" Mittlerweile ist das Fisheye bei vielen als überholter Standard verschrien und andere Objektive, wie zum Beispiel die lichtstarken 50mm Brennweiten, haben die Skateboardfotografen durch ihre Eigenschaften überzeugt. "Fisheye? Bitte nur wenn es wirklich nicht anders geht!"
Natürlich ist es immer geil den Horizont zu erweitern und auch mal etwas anderes auszuprobieren, davon lebt jede Art der Fotografie. Jedoch darf man auch nicht vergessen, was man schon gut kann und was uns als Skateboardfotokultur durch 8 Millionen (bei Bedarf eine andere sehr große Zahl einfügen) gute Fisheyebilder, stark geprägt hat...
So, jetzt aber mit Blitz! Die Frage "Wie viele und wo stell ich die hin?" erübrigt sich für mich, da ich eh nur einen besitze. Auch mit einer Sonne kann man aber schon viel rausholen, ohne die unbeliebt starken Schlagschatten zu erzeugen. Ich versuche den Kollegen meistens gegen die nächste Wand zu scheuern und so indirekt zu blitzen um ein gleichmäßigeres Licht zu erzeugen. In Indoor-Rampen wie in Pudis Scheunenmini geht das natürlich super! Matze Kappler - Backside Hurricane |
Im Endeffekt ist es ja bekanntlich eher der Fotograf der die Bilder macht und nicht die Ausrüstung, wobei ich diesen alten Schuh jetzt nicht durchkauen möchte. Aber ein guter Tierfotograf würde z.B. auch auf eine Idee kommen wie er ein gutes Fisheyebild von einer Löwenjagd machen kann... Vielleicht die Kamera auf den Rücken eines Beutetiers und dann mir Fernauslöser? Egal! Worauf ich hinaus will: Man kann auch mit nur einem Objektiv unendlich lange an seiner Fotokunst arbeiten. Henri Cartier-Bresson ist das beste Beispiel dafür... Diese Einschränkung oder Fokusierung auf ein Werkzeug schult natürlich auch den Umgang und genau das haben Skateboardfotografen in der Vergangenheit gemacht.
Ich spreche mich hier nicht dafür aus, dass man nur Fisheyebilder machen sollte, sondern dass man das Fisheye als altes Skateboardstandardobjektiv ruhig mit etwas mehr Respekt behandeln darf und die Lust auf Fisheyefotografie in sich selber nicht abtun sollte, weil es gerade nicht dem Artsy-Image entspricht.
Das Grundrezept "Ich hol mir ein Fisheye und dann mache ich gute Bilder!" ist natürlich der wohl größte Trugschluss bei Einsteigern. Das Objektiv verzerrt zwar den Raum und kann so als super Schummelwerkzeug benutzt werden, bis man aber die Finessen des Bildaufbaus einigermaßen im Griff hat dürfen schonmal ein paar Jährchen ins Land gehen. Die Zauberformeln am Anfang heißen wohl am ehesten: "Näher ran!" und "Üben!"
Wie auch immer: Fisheyebilder machen einfach Spaß! Gerade im digitalen Zeitalter erfreut einen der Blick aufs Display sofort und man kann spielerisch die minimalen Positionswechsel ausprobieren, die schon einen enormen Einfluss auf das Bild haben.
Der "Boah, sieht das geil aus!"-Überraschungseffekt ist bei einem Fisheye für mich immer noch am stärksten...
Lieber wieder Stills! Gleiches Babybecken eine halbe Stunde später - Bäng per luftigem Fs Ollie... |